Geschichte einer Umlaufsperre
Laut Openstreetmap gibt es derzeit auf Krefelder Stadtgebiet 106 sog. Umlaufsperren oder Drängelgitter.
Wie mühsam und langwierig es ist, auch nur eine davon los zu werden und warum wir so nie die Verkehrswende hinbekommen werden, zeigt die Diskussion um das Drängelgitter am Grünen Dyk – stellvertretend für viele andere.
Dieses Drängelgitter ist mit Lastenrädern oder Fahrradanhänger nicht be“fahr“bar!
Für die Verwaltung in Krefeld stellt das aber kein Problem dar:
„Zudem können die meisten Lastenräder an dieser Stelle das Drängelgitter passieren, wenngleich dafür das Rad geschoben werden muss.“
BV Nord Protokoll vom 07.09.2023 – TOP 3.2
Merke: RadFAHRwege sind überbewertet, es reichen RadSCHIEBEwege. Aber selbst wenn man ein Lastenrad oder ein Rad mit Anhänger schiebt, ist es nicht möglich die Stelle zu passieren ohne Ausflug in den Matsch!
Aber von vorne:
2022 – Mai
In der BV Nord wird beantragt, das Drängelgitter für Lastenräder passierbar zu machen.
Bemerkenswert ist die Gegenargumentation schon da:
„Zum einen sei das Gitter „bewusst so gesetzt […], dass Fahrradfahrer absteigen müssen. Man fahre dort schließlich auf einen befahrenen Wendehammer und dies könne zu Unfallgefährdungen führen.“
BV Nord Protokoll vom 19.05.2022 – TOP 8
Absurd insofern, als der Wendehammer am Ende einer Tempo 30 Zone liegt und derselbe Radweg an seinem anderen Ende ohne irgendwelche Einschränkungen problemlos in eine Tempo 50 Durchgangsstraße endet.
Noch abenteuerlicher:
„Eine Wegnahme solle auf keinen Fall erfolgen, da dort dann voraussichtlich auch Mopeds und Motorräder durchfahren.“
BV Nord Protokoll vom 19.05.2022 – TOP 8
Wenn man eine Sperre so bauen möchte, dass sie für Mopeds nicht passierbar ist, dann ist sie auch für Fahrräder nicht passierbar. Dann ist es aber auch kein Radweg mehr – nicht mal ein RadSCHIEBEweg.
Trotz allem wurde das Gitter dann im Laufe des Jahres tatsächlich umgebaut: Man hat der Abstand der beiden Flügel von 1,08m auf 1,20m vergrößert (ja das wurde wirklich so gemacht!).
Mit dem erwartbaren Ergebnis, dass die Forderung der BV, es für Lastenräder passierbar zu machen, nicht erfüllt ist.
Das Foto oben und dieses Video stellen die Situation nach dem Umbau dar.
2023 – Januar
Wir stellen die Situation (neben vielen anderen) der Stadt und KBK nochmals vor mit Bild- und Videomaterial: Man verweist auf knappe Ressourcen. Unsere Argumentation, dass man bei den Arbeiten in 2022 schlicht auf das Wiedereinsetzen eines Flügels hätte verzichten können, blieb unbeantwortet. Dies hätte Ressourcen gespart und das Problem gelöst!
2023 – September
Erneuter Antrag in der BV Nord, das Drängelgitter zu entzerren, und eine ebenso abenteuerliche Argumentation – diesmal von Seiten der Verwaltung:
„Grundsätzlich lehnt die Verwaltung die Entfernung des Drängelgitters ab, da das Drängelgitter dazu dienen soll, dass lediglich Fußgänger und Radfahrer den Weg passieren können und andere motorisierte Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen werden.“
BV Nord Protokoll vom 07.09.2023 – TOP 3.2
Dass dies grundsätzlich falsch ist, hat das MUNV später im Erlass vom 17.01.2024 klargestellt:
„Allein zur Durchsetzung von Verkehrsverboten (Zeichen 250, Zeichen 260 etc.) dürfen die Verkehrseinrichtungen nicht angeordnet werden. Die Durchsetzung bestehender allgemeiner Verkehrsvorschriften und örtlicher Anordnungen ist Aufgabe der Verkehrsüberwachung.“
ERlass des MUNV vom 17.01.2024
Immerhin, die BV Nord hat beschlossen, dass die Verwaltung das Drängelgitter entfernen und durch einen Poller ersetzen soll. Vor nunmehr sechs Monaten! Das Drängelgitter steht immer noch da!
Warum die Verwaltung für diese (geringe) Arbeit aber auf das Haushaltsbudget verweist und eine Umsetzung erst in 2025 für machbar hält, weiß vermutlich nur die Verwaltung.
Das war lang und detailliert – vielleicht zu kleinteilig, lässt aber meiner Meinung nach erkennen, dass es gar nicht um „ein Gitter“ geht. Es geht um Deutungshoheit und eine Demonstration des Stellenwertes des Radverkehrs in Krefeld, den wir an so vielen Stellen sehen: Vierspurige vorfahrtberechtigte Straßen, an den Radfahrer aufgefordert werden, zu schieben (Berliner Straße), schleppende Radwegsanierung bei gleichzeitig deutlich mehr Maßnahmen im Straßenbau, usw..
Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen: Am liebsten dadurch, dass zum zweijährigen(!) Jubiläum der Diskussion am 19.05.2024 das Drängelgitter demontiert sein wird. Alternativ meinetwegen auch nur ein Flügel – womit sich der Arbeitsaufwand auf ca. 20min verkürzt und das Problem auch gelöst wäre. Ich bin zuversichtlich, dass sich das im Haushalt 2024 noch unterbringen lässt.
Dann wäre es nur noch 105….